DIE STUDIEN
Zusammenfassung wissenschaftlicher Studien
zu Arbeitszeugnissen
Im Rahmen des Projekts „Arbeitszeugnis 2.0“ wurden zwei wissenschaftliche Studien in Auftrag gegeben, um die Bedürfnisse und Anforderungen an moderne Arbeitszeugnisse empirisch zu untersuchen und fundierte Erkenntnisse für die Weiterentwicklung zu gewinnen. Die Studien wurden in Zusammenarbeit mit der Firma Novalytica AG sowie der FLOWIT AG durchgeführt. Ziel war es, sowohl innovative Bewertungskonzepte als auch deren Auswirkungen auf die Wahrnehmung und Praktikabilität von Arbeitszeugnissen zu analysieren. Die Ergebnisse dieser Studien liefern wertvolle Einblicke in die Erwartungen von Unternehmen und Mitarbeitenden und bilden eine solide Grundlage für zukunfts-orientierte Lösungen.
1. Studie vom 1. Quartal 2023
Diese Studie untersuchte den Einfluss unterschiedlicher Kompetenzbewertungs-Skalen in Arbeitszeugnissen auf die Einladung zu Bewerbungsgesprächen. Ein Vignette-Experiment mit 1079 Teilnehmern, das zwischen Februar und März 2023 durchgeführt wurde, lieferte tiefgehende Einblicke in die Wahrnehmung verschiedener Bewertungsskalen.
Wichtige Ergebnisse:
Bewertungsskalen: Getestet wurden die 5-Sterne-Skala, 7-Sterne-Skala und die Progress Bar mit 11 Abstufungen. Die Progress Bar wurde aufgrund ihrer Präzision und besseren Interpretierbarkeit bevorzugt, jedoch auch für ihre potenziell irreführende Genauigkeit kritisiert.
Entscheidungskriterium: Die Berufserfahrung war das wichtigste Kriterium für eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch. Arbeitszeugnisse wurden zwar selektiv genutzt, aber nicht als alleinige Entscheidungsgrundlage betrachtet.
Geschlechtsunterschiede: Männer bewerteten tendenziell strenger als Frauen.
Textbausteine: Rund 80% der Arbeitszeugnisse werden mit standardisierten Textbausteinen erstellt, was die Präferenz für eine einheitliche Sprache verdeutlicht.
2. Studie vom 3. Quartal 2024
Diese Studie analysiert einen innovativen Ansatz für die Gestaltung von Arbeitszeugnissen auf Basis einer Umfrage mit 1008 Teilnehmern, die zwischen dem 10. September und 13. Oktober 2024 durchgeführt wurde. Ziel war es, die Meinungen zu modernen Arbeitszeugnisformaten zu erfassen.
Wichtige Ergebnisse:
Demografische Vielfalt: Die Teilnehmer repräsentierten ein breites Spektrum an Positionen, darunter Führungskräfte (CEO, CFO, COO), HR-Profis, Data Scientists, Projektmanager und operatives Personal. Dies sorgte für vielseitige Perspektiven aus unterschiedlichen Organisationsebenen.
Positive Rückmeldungen zu neuen Formaten: Die „Progress Bar“ wurde als besonders klar, einfach und ästhetisch ansprechend wahrgenommen. Kritik gab es jedoch am veralteten Design und an der Möglichkeit, durch die Darstellung falsche Präzision zu suggerieren.
Verbesserungsvorschläge: Viele Befragte bevorzugten dynamischere und kreativere Darstellungen von Kompetenzen. Statische Formate wie die Progress Bar oder Skill-Matrix wurden als wenig flexibel und ungeeignet für die differenzierte Darstellung individueller Leistungen bewertet.
Forderung nach Vereinfachung: Ein erheblicher Anteil der Befragten sprach sich für eine standardisierte und vereinfachte Erstellung von Arbeitszeugnissen aus. Dabei gab es jedoch Bedenken hinsichtlich der Fairness und Umsetzbarkeit.
Fazit
Beide Studien zeigen eine klare Offenheit für innovative Arbeitszeugnisformate und betonen die Bereitschaft, neue Bewertungsinstrumente zu integrieren. Die positiven Rückmeldungen zu modernen Ansätzen wie der Progress Bar sowie der Wunsch nach Vereinfachung und Standardisierung spiegeln das Bedürfnis wider, Arbeitszeugnisse an aktuelle Anforderungen anzupassen. Gleichzeitig wird der kritische Umgang mit potenziellen Herausforderungen wie Fairness und Präzision deutlich.
Die Ergebnisse legen nahe, dass traditionelle Arbeitszeugnisse zunehmend den Erwartungen der Mitarbeitenden und Unternehmen nicht mehr gerecht werden. Der Weg ist geebnet für zukunftsorientierte Lösungen, die gleichermaßen ästhetisch ansprechend, funktional und gerecht sind. Dieses Zusammen-spiel aus Innovation und kritischer Reflexion bietet eine vielversprechende Grundlage für die Weiterentwicklung moderner Arbeitszeugnisse, die sowohl die Bedürfnisse der Unternehmen als auch die der Mitarbeitenden berücksichtigen.